Verteilungsbericht 2022:
Die Verteilung der Löhne, Einkommen und Vermögen sowie die Belastung durch Steuern und Abgaben in der Schweiz

Einleitung

Die Schweiz gehört zu den reichsten Ländern auf der Welt. Das Geld für ein würdiges Leben für alle, die hier leben, ist vorhanden. Doch auch in der reichen Schweiz gibt es zahlreiche Einkommensprobleme.

Die meisten Menschen im Erwerbsalter leben von einem Lohn. Die Entwicklung der Löhne in den letzten Jahren gibt Anlass zur Sorge. Die unteren und mittleren Löhne sind zwischen 2016 und 2022 real gesunken. Bei den Topverdienern und Vermögen ging es hingegen aufwärts. Sie haben heute real mehr Lohn als im Jahr 2016. Leider ist wieder eine Lohnschere aufgegangen – nachdem sich diese in der Zeit nach der Finanzkrise leicht geschlossen hatte. Zwischen 2010 und 2020 ist die Zahl der Berufstätigen mit einem Jahreslohn von mindestens einer Million von 2’621 auf 3’549 erneut stark gestiegen. Auf der anderen Seite hat die Hälfte der Frauen ein Monatseinkommen von 4’470 Franken oder weniger. Von einer Gleichstellung der Geschlechter ist die Schweiz noch weit entfernt.

Die Steuer- und Abgabenpolitik hat diese Lohn- und Einkommensprobleme sogar noch vergrössert, anstatt für einen sozialen Ausgleich zu sorgen. Das Hauptproblem sind die stark steigenden Krankenkassenprämien. 2023 wird ein Paar mit zwei Kindern erstmals über 1’000 Franken monatlich Krankenkassenprämie zahlen müssen (Normalfranchise). Selbst wenn es ein HMO-Modell gewählt hat. Die Krankenkassenprämien haben sich seit der Einführung des Krankenversicherungsgesetzes 1997 mehr als verdoppelt. Die Prämienverbilligungen der Kantone hinken stark hinterher, obwohl sie die Prämienlast abmildern müssten. Heute ist die Prämienlast mehr als doppelt so hoch. Paare mit unteren und mittleren Einkommen zahlen – nach Prämienverbilligungen – 13 bis 15 Prozent ihres Einkommens für Krankenkassenprämien (freie Arztwahl). Positiv ist, dass es seit rund 10 Jahren keine Steuersenkungen für die Topeinkommen mehr gibt. Die erfolgreichen Referenden gegen unsoziale Steuerprojekte haben Wirkung gezeigt.

Weil die unteren und mittleren Reallöhne von 2020 bis 2023 gesunken und die Krankenkassen-Prämien gestiegen sind, haben viele Haushalte heute weniger Geld zum Leben. Finanziell deutlich besser geht es den Topverdienerinnen und Topverdiener.

In den nächsten Jahren muss sich das ändern. Bei den unteren und mittleren Löhnen braucht es höhere Reallöhne. Namentlich auch bei den Frauen muss es aufwärts gehen. Wer eine Lehre gemacht hat, sollte mindestens 5’000 Franken verdienen. Generell müssen die Löhne mindestens 4’500 Franken betragen. Politisch kommen 2024 einkommenspolitisch wichtige Projekte zur Abstimmung. Einerseits die Volksinitiative für höhere Prämienverbilligungen, so dass niemand mehr als 10 Prozent für die Prämien bezahlen muss. Andererseits die Initiative für eine 13. AHV-Rente, welche nicht nur die Einkommenssituation der RentnerInnen verbessert, sondern auch die Aktiven entlastet. Denn wer mehr AHV erhält, muss weniger Geld in wesentlich teurere, individuelle Vorsorgeprodukte stecken.  

Zu den Details im Verteilungsbericht 2022:

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